RICHTIG oder FALSCH

 

Die Frage nach den Richtig oder Falsch ist in unserer heutigen Zeit weit verbreitet. In den Wissenschaften, im Sport, in den Religionen und in vielen Bereichen mehr. Was ist richtig oder was ist falsch? In dem yogischen, esoterischen und spirituellen Sichtweisen scheint es schlimmer denn je. Viele selbstgemacht oder von Schüler gemachte Gurus, Heilige und angeblich weise Menschen werden kreiert. Der Mensch ist manchmal unschlüssig, was er tun soll und schließt sich so gerne anderen Meinungen an. Unwissend, ob diese wirklich für ihn gut sind. So wird die spirituelle Szene schon fast überschwemmt von „Heiligen“ und Gurus. Dies ist schade, denn es verbaut oft den Weg, die wahren Meister zu erblicken. Aus der yogischen Sicht leidet der Mensch unter Avidya, der Unwissenheit. So kann es selbstverständlich passieren, dass er aufgrund dessen an den „Falschen“ gerät. Aber was bedeutet hier „falsch“. Vielleicht ist es das Karma oder der Lernprozess des Menschen, dass er an einen unwissenden Guru gerät. Wir wissen es nicht. 

 

Ja, es ist schwierig hier zu trennen und sich zu distanzieren. Ich lese immer wieder von Meister, Heiligen und Yoga-Gurus, die dies und jenes erzählen und heilig sein sollen. Und ich habe immer das Problem, dass ich auf einer der unteren Stufen bin und diese Thematik gar niemals deuten, verstehen und beurteilen könnte. Ich muss es hinnehmen und jeden so sein lassen wie er ist.

Von vielen Seiten kommen immer wieder die Aussagen, wenn man Yoga lehrt,  

  • „dies ist aber falsch“
  • „das habe ich aber anders gelernt“

Dann versucht man, seine Sichtweise zu erklären und stößt daraufhin oft auf Widerstände. Das ist normal, denn eine erlernte Sichtweise, die nur von jemand anderem anders gelehrt wird, scheint entweder falsch zu sein oder man hat bei seinem Lehrer was Falsches gelernt. Für den Schüler eine nicht gerade angenehme Erfahrung. Und so geht es oft im heutigen modernen Yoga. Viel schlimmer noch als auf der materiellen menschlichen Ebene. Neue Stile werden vielleicht mit orthopädischen Gesichtspunkten und daraus fordernden Alignments gedeutet und bewertet. Alte Traditionen werden auf Gedeih und Verderb durchgeboxt und durchgezogen. Geht der Schüler nicht konform mit diesen Dingen, fliegt er raus. Wo sind die Offenheit und die Toleranz geblieben?

 

Auf der anderen Seite sollte man auch nicht zu tolerant sein, denke ich. Manche Yoga-Stile und Varianten werden entwickelt, um neues und geldbringendes zu erfinden. Manches hat mit dem eigentlichen Sinn des Yogas nicht immer was zu tun. Trotzdem trägt es den Namen ……-Yoga. Hier bin ich der Meinung, könnte man mal etwas dagegen sagen und seine Meinung kundtun. Zu klären bleibt die Frage, wieviel und auf welche Art und Weise sagt man was. Der Hintergrund bleibt, dass man selbst nicht erleuchtet und weise ist und somit manche Dinge auch nur gelernt und geglaubt hat. Es ist an dieser Stelle nicht leicht. Es darf jeder Suchende selbst entscheiden, wie stark er seine Meinungen vertritt.

 

In meiner Erfahrung habe ich gesehen, dass es Personen gibt, die sich über andere Menschen stellen. Sie denken, dass ihr Stil der Beste ist und alles was sie machen, richtig sei. Doch schaut man genauer hin, so lassen sich meist Ungereimtheiten entdecken. Nach außen hin schaut alles friedlich und „heilig“ aus, aber innen sind recht viele Konflikte und negative Energien. Ich denke, dass alles man mit Druck vermittelt, nicht gut ist. Jeder darf freiwillig entscheiden, was gut für ihn ist. Und hört ein Schüler nicht auf seinen Meister, so kann er selbst probieren ob er oder der Meister „recht“ hatte. Man hat wieder was gelernt. Lernen ist niemals starr! Sicherlich brauchen wir Anweisungen und Hinweise, wie man üben sollte und wie eine Technik funktioniert, aber probieren und verinnerlichen muss man dies selbst.

 

Das einige was man immer machen kann ist üben. Übung macht den Meister. Durch Probieren, Testen und Fehler machen kommt man voran. Und auf diese Weise lernt man jene Dinge, die für einen selbst am Besten sind. Danach kann man mit Recht behaupten „ich weiß wie es geht“. Jedoch wieder nur subjektiv.

 

Ein jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit, seine Prägungen und Meinungen und ist dadurch nicht mehr objektiv. Diese Objektivität müssen wir erst wieder lernen. Durch Üben und Loslassen. So wie es der weise Meister Patanjali schon in seinen Yoga-Sutras geschrieben hat………. Abhyasa (Übung) und Vairagya (Loslassen). Dies ist notwendig, um sich von dem Vrttis (Gedankenwellen) zu lösen. Bewerten und Beurteilen sind negative Gedankenwellen. Zu den Gedankenwellen gehören 

  • Wahres Wissen
  • Falsches Wissen
  • Einbildung, Phantasie
  • Schlafbewusstsein
  • Erinnerung 

Alle diese Gedankenformen führen schlussendlich vom eigenen inneren Selbst weg. So sagt Patanjali, man solle alle Gedankenwellen zur Ruhe bringen – Funkstille im Gehirn.

 

Bewerten und Vergleichen führt gerne zu einem Verschieben der Werte. Der Mensch, der andere überbewertet, stellt sich selbst tief. Derjenige, der andere abwertet oder sich selbst erhöht, stellt sich über die anderen. Alles beide ist nicht gut. Gemäß den Lebensregeln sollten alle Menschen gleich sein. In der Gesellschaft ist dies schon lange nicht mehr so und die spirituelle Szene hat die Materielle an Bewertungen schon (meiner Meinung nach) weit überholt. Statt sich gegenseitig zu unterstützen und dem anderen sogar mehr gönnen als sich selbst, wird in dieser Szene auch eine Art Wettbewerb betrieben. Jeder sollte, wie es in den alten Schriften steht, für sich alleine (in einer Höhle, in einem Zimmer) üben und das gelernte Wissen des Lehrers einüben und dabei für sich prüfen. Das wäre ein guter Weg. Diejenigen, die gerne bewerten und reden, verschwenden viel Zeit, zum üben. Man sollte sich vielleicht erstmal an der eigenen Nase packen oder wie es so schön heißt 

  • „erst vor der eigenen Haustüre kehren“ 

Niemand (oder nur ganz wenige Heilige) haben die Weisheit mit Löffeln gegessen. Die meisten von uns müssen ihr Wissen lernen, manche davon sehr mühsam.

 

Es wird im Laufe der Zeit immer wieder neue Sichtweisen und Erkenntnisse geben. Dies ist die Entwicklung. Alles verändert sich stetig und muss somit öfters neu überprüft werden. Nur das „wahre“ Wissen, das fundamental ist, wird immer wieder hervorkommen und ist stetig und konstant. So gibt es in der Yoga-Szene Praktiken, die seit Jahrtausenden funktionieren und den Yoga unterstützen. Selbstverständlich taugen sie manchen Menschen nicht oder erst ab einem gewissen Können an Übungen. Manche Menschen halten diese aufgrund hirntechnischer Unwissenheit für überflüssig und nicht mehr zeitgemäß. Sie predigen dies in ihrer „Lehrer“ auch so oder kehren es unter den Tisch. Dies ist nicht gut. Alte Traditionen müssen nicht schlecht sein, nur weil sie niemand mehr machen will. Hier sollte gut differenziert werden. Wenn man Dinge nicht mag muss man diese nicht gleich verteufeln oder für überflüssig halten. „Ob man recht hat oder nicht, sagt einem dann das Licht.“ Hieß es mal in einer Fernsehsendung. Doch wann dieses Licht kommt, weiß man nicht. Manchmal wird man nie herausfinden, ob etwas für einen gut ist oder nicht. Aber übt oder probiert man die Dinge nicht konsequent, so weiß man es erst recht nicht. Tradition und Moderne sind keine Gegensätze. Jeder kann versuchen, für sich den „yogischen“ oder „spirituellen“ Mittelweg zu finden. So könnte man 

  • Nicht alles sofort verteufeln und nicht sofort alles jubelnd einfach übernehmen!

Extreme Ansichten sind nicht des Yogas Weg. Balance und der Mittelweg. Extreme Vertreter bestimmter Lehren habe oft ein Ego-Problem. Extreme Kritiken über andere Menschen und Stile sind sehr negativ und führen zu nichts. Niemand gewinnt dabei. Je extremer Meinungen, desto schlechter.

Jeder Mensch ist persönlich für sich verantwortlich und entscheidet immer selbst. Blinder Gehorsam führt zu nichts Gutem. Hören wir vielleicht mal auf unser Herz und spüren, ob wir Dinge tun sollten oder nicht. Kritiken von anderen Menschen sind immer wieder gut und rütteln festgefahrene Meinungen auf. Dann kann jeder selbst prüfen, ob das alte Denken und Tun oder das neue besser für ihn ist. So wird man durch Kritiken entweder bestätigt oder belehrt. Beides führt zum Lernen. Man darf sich nur nicht niedermachen lassen und Selbstzweifel hegen.

 

 

Glauben an das was wir tun und trotzdem offen sein für neue Nuancen des Weges.

 

 

Im Sinne des Karmas, gemäß der Theorie von Ursache und Wirkung, wird das verursachte Bewerten und Verurteilen immer wieder auf einen selbst zurückgeworfen. Wer andere dauernd beurteilt, wird immer auch selbst beurteilt. Daran gilt es zu denken. Auch die yogischen sozialen und persönlichen Regeln versuchen diese Wege zu mäßigen. Wir kennen an dieser Stelle Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Zufridenheit (Santosha) und Begierdelosigkeit (Aparigraha). Jemanden zu verurteilen ist irgendwie nicht friedvoll. Richtet man den Blick immerzu auf andere Menschen und deren Lebensweise, so ist man vielleicht mit seinem eigenen Leben nicht zufrieden und begehrt eine bessere Zukunft. Andererseits können manche Ansichten in spirituellen Kreisen nicht immer gutheißen und wird dann fast vom Inneren gezwungen, etwas zu sagen, um andere Menschen aufzurütteln. Das erfordert Selbstbewusstsein, denn es kommt einen oft Gegenwehr und sogar ungeahnte böse Kritiken entgegen.

 

So schließt sich der Kreis wieder. 

 

Was ist richtig oder falsch, was tut man und was nicht??????? Endlose Fragen verlangen nach Übung, um es selbst heraus zu finden und andere Menschen so sein lassen zu können wie sie sind.