Das Leben und seine Rhythmen

 

 

Grundlegendes

 

Ein charakteristisches Merkmal des Lebens ist der innere und äußere Rhythmus. Der Rhythmus ist wie der Taktgeber und der Meister der Gleichförmigkeit. Jedes Wesen - egal ob Mensch, Tier oder Pflanze – hat seinen eigenen Rhythmus. Dieser grundlegende innere Rhythmus ist der kosmische Rhythmus, der von Natur aus gegeben ist. In unserer heutigen Zeit ist es schwer bis hin zu unmöglich, diesem inneren kosmischen Rhythmus zu folgen. Geprägt durch seine Lebensaufgaben verlässt der Mensch diesem Rhythmus und kreiert einen eigenen unnatürlichen Ablauf des Lebens. Der innere kosmische Rhythmus wird sichtbar an der Natur. Wir kennen den rhythmischen Ablauf der Jahreszeiten. Diese folgen immer hintereinander und zeigen das schlaue Spiel des Universums. Gezielte Abfolgen von Wachstum, Verfall und Ruhephasen charakterisieren den natürlichen Ablauf. Alles hat seine Ordnung. Es ist eine innerer Ordnung, der die Natur folgt. Jeder Pflanze und jedes Tier folgt dieser Ordnung. Man könnte diese innere Führung aus yogischer Sicht als Dharma bezeichnen. Das Dharma beinhaltet das kosmische Prinzip, dem jedes Wesen folgen sollte. Die Pflanze beispielsweise entsteht aus einem Samen heraus. Dieser Samen bildet dann Wurzeln und gedeiht durch die naturgegebenen Energien von Sonne, Wasser und Nährstoffen. Die Pflanze wächst und gedeiht in ihrer ureigenen Weise, die von innen heraus entsteht. Die Pflanze verlässt sich auf diesen Rhythmus und schwingt mit. Sie wird nur durch die kosmische Führung bewegt. Dann lässt sie los und verfällt. Sie geht wieder in die Natur ein. Dieser natürliche Ablauf von Entstehung, Wachstum, Leben, Tod und Verfall ist eine natürliche Ordnung, der sich jedes Lebewesen unterordnen muss. Tut es das nicht, so entsteht eine innere Disharmonie. Der Mensch beispielsweise versucht sich diesen Gegebenheiten zu widersetzen. 

 

Er versucht das Leben in manchen Fällen unnötig zu verlängern, widersetzt sich Krankheiten durch manch unnütze Medikamente und nimmt sogar körperliche Operationen in Kauf, um sein Aussehen zu verändern. Der Mensch wird nun einem krank werden in seinem Leben und irgendwann muss jeder Mensch und jedes Lebewesen sterben. Leben und Tod sind nicht voneinander zu trennen.

Ein weiterer wichtiger Rhythmus ist der von Tag und Nacht. Dieser Rhythmus symbolisiert energetisch die Phasen von Aktivität und Passivität, Arbeit und Ruhe, Anspannung und Entspannung. Am Tage fließt die Energie und der Mensch kann arbeiten. In der Nacht wird die Energie geringer und der Mensch sollte sich ausruhen. Auch hier herrscht heutzutage ein Ungleichgewicht aufgrund zu viel nächtlicher Arbeit. Die Erfindung des Lichtes hat es möglich gemacht, auch in der Nacht zu arbeiten. Die Nacht wurde zum Tage gemacht und dadurch der natürliche Rhythmus durcheinander gebracht. Der Mensch, der nachts arbeitet, kommt trotz äußerer Gewöhnung in einen inneren Zustand der Disharmonie. Er schwingt nicht mit der natürlichen Ordnung und es können körperliche oder seelisch-geistige Beschwerden folgen. Diese Ungleichgewichte machen sich in seinem äußeren Leben sichtbar. 

Der Tag ist normalerweise zum Arbeiten da und die Nacht zum Aufladen und Regenerieren. Tut man dies nicht, so können Menschen energetisch ausbrennen. Ihrer Vitalität im Leben kann verloren gehen. Körperliche oder seelisch-geistige Müdigkeit schleicht sich ein und das Leben wird nur noch zur Funktion, da lebendige Lebensenergie verloren geht.

 

In der Nacht herrscht die Mondenergie vor. Der Mond als Gegenspieler zur Sonne führt alle Aktivitäten wieder zur Ruhe. Einen wichtigen Aspekt des Mondes besteht in seiner Beziehung zur Menstruation. Die Menstruation ordnet sich in einer natürlichen Ordnung dem Mondzyklus unter. Die Periode des Mondes und der Frau sollten sich rhythmisch und gleichmäßig verhalten, geführt durch die kosmische Ordnung. So lassen sich an der monatlichen Periode leicht Unregelmäßigkeiten feststellen und dienen somit als diagnostisches Kriterium in vielen naturheilkundlichen Heilverfahren. Unregelmäßigkeiten in der Periode lassen einen Verdacht auf körperliche, organische oder seelisch-geistige Disharmonien oder Krankheiten zu. Der Mensch sollte wieder lernen, seinem inneren Rhythmus zu folgen.

 

Die Entwicklung eines Kindes verläuft ebenso in diesen kosmischen Rhythmen. Das Kind wird geboren, wächst und gedeiht und entwickelt sich nach rhythmischen Gesetzen. Es beginnt mit Essen, Trinken und Schlafen, um den körperlichen Zustand aufzubauen. Es ruht sich viel aus, damit es wachsen kann. Es beginnt dann langsam mit der Fortbewegung. Das Kind kriecht, robbt und kommt dann auf alle Viere. Nach einer gewissen Zeit kommt es in den aufrechten Stand und beginnt zu gehen. Dies alles unterliegt einer inneren Ordnung. Jedoch ist jedes Lebewesen ein Individuum und entwickelt sich unterschiedlich schnell. Auch hier möchte der Mensch gerne einmal therapeutisch eingreifen, wenn das Kind beispielsweise ab einem gewissen Alter noch nicht spricht oder geht. Manchmal sollte man mit dem Leben und seiner Entwicklung etwas Geduld und Vertrauen zeigen, damit es gut wird. Jeder Mensch hat einen eigenen Rhythmus. Dies gilt es auch bei seelisch-geistigen Entwicklungsphasen zu beachten. Ein zu frühes Eingreifen bringt nicht immer Gutes mit sich. Jeder Mensch benötigt seine eigenen Lernprozesse. Manchmal dauern diese überdurchschnittlich langsam. Aber so wie ein Baum langsam durch die innere Führung wächst, so sollte es auch der Mensch tun.

 

 

Der Lebensrhythmus aus Sicht des Yoga

 

Der grundlegende innere Rhythmus des Lebens kommt aus dem Kosmos. Der Schöpfer hat ihn in uns eingehaucht. Diesem können wir uns nicht widersetzen. Wir werden geboren, Leben und Sterben dann. Dieser Alterungsprozess gehört zum Leben.

Aus Sicht des Yoga liegt der innere Rhythmus im Anahata-Chakra, dem Herzzentrum. Dieses Chakra weist einen Rhythmus auf, der an den Organen Herz und Lunge äußerlich sichtbar wird. Diese beiden Organe unterliegen einem regelmäßigen Rhythmus. Das Herz schlägt normalerweise 60 – 80 Mal pro Minute. Die Atmung weist eine Frequenz von etwa 16 Atemzügen in der Minute auf. Diese Rhythmen werden autonom vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Doch können sich diese Frequenzen verändern, wenn sich Disharmoniemuster in das Leben einschleichen. Innere Zustände von Unruhe und Ängsten können beispielsweise die Anzahl der Atemzüge erhöhen und den Herzschlag beschleunigen. Der seelisch-geistige Zustand weist also somit Parallelen zu den inneren Rhythmen auf. Da viele Menschen einen zu schnellen Lebensrhythmus haben, sind ihre Frequenzen in den inneren Organen Herz und Lungen zu schnell. Diese zu schnelle Bewegung der Organe verhindert deren gute und gesunde Regenerationsfähigkeit. Ähnlich einem Auto, das immer zu schnell in einem zu niedrigen Gang gefahren wird.

 

Diese Organstrukturen „nutzen“ sich schneller ab und Altern zu früh. Beschwerden, Funktionsverminderungen und Krankheiten schleichen sich ein. Zuerst jedoch beginnt die Seele zu weinen. Es bildet sich aufgrund von Stress, Hektik und einer ungesunden Lebensweise ein seelischer Schmerz. Die Seele leidet und es kann zu mentaler Müdigkeit, Lustlosigkeit und Desinteresse kommen. Auch können sich Ängste aufgrund des äußeren Lebensdruckes entwickeln. Da der seelische Zustand meist aufgrund des Egos überhört wird, muss sich die Seele ein anderes Ventil suchen. Und das ist der Körper. Der Körper zeigt Krankheitssymptome. Diese kann der Mensch nutzen, um sich wieder in eine innere Ordnung zu begeben und mit dem Leben und der Natur zu fließen. Das Herz-Chakra bietet hier einen Zugang, um materielle und geistige Energien zu verbinden. Ist der Mensch zu sehr materiell und in der Welt verhaftet, so leidet er. Ist er zu sehr geistig abgehoben, so leidet er ebenso, da er die äußere Welt nicht mehr versteht und das ganze Leid erkenn. Mit Liebe und Mitgefühl im Herzen kann der Mensch sich wieder in den Rhythmus des Kosmos einfügen. Er erlebt sein Weltenleben aus sich des universellen Geistes und ist in Harmonie. Entwickele Liebe und Mitgefühl. Erkenne dein inneres Wesen und den Zustand, dass du zu deiner Mitte zurückkommen solltest. Finde deinen Weg, erkenne dein Dharma, deine Lebensaufgabe. Dann kannst du dem inneren kosmischen Rhythmus folgen.